Beschreibung
John Wyatt hat dieses Buch als Arzt geschrieben und somit als jemand, der viele Menschen medizinisch begleitet hat, sei es am Anfang, sei es am Ende ihres Lebens. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit den medizinisch-ethischen Fragestellungen, die mit dem Sterben zusammenhängen. Als Sohn hat er beide Eltern verloren. Er bezeichnet sich selbst als einen gläubigen Christen, der mehr darüber wissen möchte, was es bedeutet, vorbereitet und getrost zu sterben.
Die wenigsten Menschen sind auf ihren eigenen Tod vorbereitet. Die meisten wollen nicht daran denken. Fragt man Menschen, wie sie am liebsten sterben würden, geben die meisten zur Antwort: „Am liebsten würde ich im Bett sterben. Einfach morgens nicht mehr aufwachen. Ich will den Zeitpunkt nicht vorher wissen, und ich will ihn auch nicht ahnen. Am schönsten wäre es, wenn ich gar nichts davon mitbekomme, wenn ich einfach aufhören würde zu existieren, so wie man ein Licht ausknipst.“
Merkwürdigerweise hätten die Menschen vor vierhundert Jahren auf diese Frage völlig anders geantwortet. Sie hätten fast ausnahmslos gesagt, dass sie einen plötzlichen und unerwarteten Tod für die schlimmste Möglichkeit zu sterben gehalten hätten. Unerwartet in die Ewigkeit katapultiert zu werden, keine Möglichkeit für einen Abschied zu haben, nicht um Vergebung bitten zu können, sich von den Liebsten nicht verabschieden zu können, völlig ohne Vorbereitung dem Schöpfer gegenüber treten zu müssen – was könnte schlimmer sein?
Warum hat sich die Einstellung zum Sterben so radikal verändert, und was können wir von den Christen früherer Jahrhunderte lernen? Wie kann ihr Umgang mit dem Tod auch für uns hilfreich werden? Das vorliegende Buch versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben. Es ist für Menschen geschrieben, die bereit sind, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie ein menschliches Leben zu Ende geht und was das für sie persönlich bedeutet.
Vielleicht sind Sie jemand, bei dem eine lebensbedrohliche Krankheit diagnostiziert wurde. Oder Sie sind jemand, der schon älter ist und sich auf das, was kommt, vorbereiten möchte. Vielleicht sind sie ein Angehöriger oder Freund eines todkranken Patienten. Vielleicht pflegen Sie jemanden in einer solchen Situation, und Sie möchten gerne wissen, wie Sie ihm helfen können, und was möglicherweise noch alles auf ihn zukommt. Auch für solche Menschen wurde dieses Buch geschrieben. Im Anhang finden sich besondere Hinweise für Angehörige und Pflegende.
Wie auch immer ihre persönliche Situation aussehen mag: Es ist nicht leicht, über den Tod nachzudenken. Und doch habe ich persönlich in diesen Jahren, in denen ich mit sehr vielen Menschen über das Sterben sprechen konnte, eines festgestellt: Angst macht einem vor allem das, was man nicht kennt, und worüber man sich nicht zu sprechen traut. Wenn wir uns den Realitäten stellen, werden wir feststellen, dass sehr viele unserer Ängste mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Die Angst kommt in der Nacht, und deshalb müssen wir am Tag über das reden, was uns Angst macht. Der Apostel Johannes fordert uns auf, „im Licht zu wandeln“ (vgl. 1. Johannes 1,7). Eine Möglichkeit, Licht ins Dunkel zu bringen, besteht darin, dass wir uns mit Menschen, denen wir vertrauen, über das austauschen, was uns Angst macht. Dieses Buch soll dabei helfen.
Im ersten Kapitel geht es um das Thema „Sterben heute.“ Wir werden einen Blick auf die zunehmende Technisierung des Todes werfen und der Frage nachgehen, welche Auswirkung die moderne Apparatemedizin auf das Erleben des Sterbens hat. Es wird in diesem Zusammenhang auch um die moderne Einstellung zum Lebensende und zum „selbstbestimmten Sterben“ gehen, sowie dem Phänomen der neuerdings entstehenden Todes-Cafés.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der traditionellen „Kunst des Sterbens“, die im Mittelalter Ars Moriendi hieß. Sie bildet den Rahmen für die folgenden Kapitel.
Im dritten Kapitel geht es um die erstaunlich vielfältigen Möglichkeiten zum inneren, seelischen Wachstum, die ein gutes Sterben mit sich bringen kann, wohingegen im vierten Kapitel die wichtigsten Ängste im Zusammenhang mit dem Tod besprochen werden und die Frage, wie wir ihnen begegnen können.
Kapitel 5 dreht sich um die eher praktischen Aspekte, die mit dem Sterben zusammenhängen. Es geht dabei vor allem um das Thema Kommunikation mit Ärztinnen und Ärzten und Angehörigen von Sterbenden (Stichwort Patientenverfügung). Kapitel 6 fragt, was wir von Jesus Christus als unserem Vorbild über das Sterben lernen können, und befasst sich deshalb schwerpunktmäßig mit den sieben Worten am Kreuz. Kapitel 7 schlägt den Bogen zu der großartigen Hoffnung, die die Bibel anbietet, wenn sie von der Auferstehung der Toten und einem neuen Himmel und einer neuen Erde spricht.