Autor: Ein köstlicher, herzhafter Duft stieg in Paulis kleine Nase. Prüfend hob er die feine Nasenspitze in die Luft und schnüffelte. Seine dünnen Schnurrhaare zitterten dabei.
Pauli: Riechst du das auch, Lilly?
Lilly: (schnüffelt) Ja. Woher kommt das?
Pauli: Ich weiß es nicht. Aber es riecht einfach zu gut.
Autor: Pauli trippelte vorsichtig ein paar Schritte in eine Richtung.
Pauli: Hier wird der Geruch stärker. Er muss irgendwo aus dieser Richtung kommen.
Autor: Mit empor gereckten Nasen folgten die drei Mäuse dem unwiderstehlichen Geruch. Von Schritt zu Schritt wurde er intensiver. Bald schon lief ihnen das Wasser im Mund zusammen.
Karl: Ich glaube es muss Käse sein. Frischer, herzhafter Käse.
Lilly: Mmh, ich liebe Käse!
Autor: Sie gingen noch ein wenig weiter, bogen um eine Ecke und – sahen es: Ein großes, goldgelb leuchtendes und saftig aussehendes Stück Käse. Paulis Augen konnten es kaum fassen. Ohne lange zu überlegen, rannte er auf die herrliche Köstlichkeit zu.
Karl: (ruft) Nicht!!!!
Autor: Pauli zuckte erschrocken zurück. Irritiert blickte er zu Karl August Baltasar.
Karl: Das ist eine Falle!
Pauli: Nein, das ist Käse. Leckerer, duftender…
Karl: Ja, natürlich ist das Käse, aber er soll uns nur anlocken.Sobald wir aber dem Käse zu nahekommen, schnappt die Falle zu und zerquetscht uns.
Pauli: (erschrocken) Meinst du? Aber das ist ja gefährlich!
Karl: Tödlich ist das. Und genau deshalb werden diese Dinger ja erst aufgestellt. Wahrscheinlich hat die Köchin gemerkt, dass wir gestern in der Speisekammer waren und hat deshalb diese Falle aufgestellt. Bestimmt sind noch mehr solcher Fallen in der ganzen Burg verteilt.
Lilly: Das ist ja gemein! Locken uns mit einem leckeren Stück Käse an, um uns dann hinterlistig zu töten.
Pauli: Und dabei sieht der Käse so ungefährlich aus.
Karl: Mmh, da muss ich an etwas denken – aber lasst uns erstmal hier weggehen. Hier ist es zu gefährlich.
Autor: Leise huschten die drei wieder in ihr sicheres Versteck.
Lilly: Woran musstest du denn denken, Karl August Baltasar?
Karl: Mich erinnerte die Mäusefalle wieder an Adam und Eva und die Sünde.
Pauli: An Adam und Eva?
Karl: Ich hatte doch erzählt, dass Gott ihnen damals verboten hatte, von dem einen Baum im Garten zu essen.
Pauli: Und dass sie es trotzdem taten.
Karl: Genau. Gott hatte ihnen damals erzählt, dass sie sterben würden, wenn sie von dem Baum essen würden, aber die Frucht sah so lecker und verlockend aus…
Lilly: Wie der Käse in unserer Falle.
Pauli: Sind sie denn gestorben, als sie von der Frucht aßen?
Karl: Nicht direkt, aber sie merkten sofort, dass etwas anders war als davor. Sie waren böse geworden und ihre Beziehung zu Gott war auch kaputt. Und nach einigen Jahren starben sie tatsächlich. Davor waren sie unsterblich.
Lilly: Das ist aber traurig.
Karl: Und wisst ihr? Die Sünde funktioniert heute immer noch genauso. Erst sieht sie verlockend aus, wie unser leckerer Käse, aber am Ende bringt sie den Tod und trennt uns von Gott.
Lilly: O ja, das stimmt. Manchmal macht es mir richtig spaß, wenn ich etwas Gemeines sage oder tue – zumindest für den ersten Moment. Und wenn jemand etwas Besseres zu essen oder zu spielen hat, dann habe ich richtig Lust, ihm das weg zu nehmen.
Pauli: Aber am Ende gibt es Streit und alle sind traurig.
Karl: Genau. Und Gott auch. Das ist das Problem der Sünde. Sie sieht verlockend aus, trennt uns aber von Gott und Menschen.
Pauli: Aber du hast doch gestern gesagt, dass Jesus das Problem der Sünde beseitigt hat, oder? Wie hat er das denn gemacht?
Karl: Sehr gut aufgepasst, Pauli. Jesus hat das Problem der Sünde beseitigt, indem er für die Menschen gestorben ist.
Lilly: Gestorben?
Karl: Ja. Gott hatte den Menschen doch gesagt, dass sie sterben müssten, wenn sie ihm ungehorsam sind. Damit meinte er, dass die Menschen für immer von ihm getrennt sein müssten. Der Tod war also die Strafe für den Ungehorsam. Und deswegen musste Jesus sterben, um diese Strafe stellvertretend zu tragen, damit die Menschen wieder leben können – in der Gemeinschaft mit Gott.
Pauli: Ach so. Und deswegen ist er auf die Welt gekommen?
Karl: Ja. Das ist der Grund für Weihnachten. Auf jeden Fall sollten wir jetzt ein wenig aufmerksamer sein, damit wir nicht in eine Mäusefalle tappen.
Lilly: Meinst du die echten Mäusefallen oder die Sünde?
Karl: (lacht) Am besten, wir passen auf beide auf!