7. Dezember 2024

Ein Hörbuch von Micha Wackerhage – Teil 24

Autor: Nervös trippelte Pauli auf und ab. Er war ganz aufgeregt vor Freude. Heute wollten sie endlich wieder einen Ausflug in die Speisekammer machen. Das war immer etwas ganz Besonderes. Denn in die Speisekammer trauten sie sich nur ganz selten, weil man da leicht entdeckt werden konnte. Endlich war es so weit. Ganz früh morgens liefen sie durch ihre Gänge in Richtung Küche. Schon von Weitem stieg ihnen der köstliche Geruch von herrlichen Leckereien in die Nase.

Lilly: (schnüffelt) Riechst du das auch, Pauli? Es riecht nach Plätzchen!

Pauli: (schnüffelt) Tatsächlich. Zimt und Schokolade. Mmh! Ich liebe Plätzchen!

Autor: Bald hatten sie die dunkle Speisekammer erreicht. Und wirklich, ihre Nasen hatten sie nicht getäuscht – es gab frisch gebackene Plätzchen. Sofort machten sich die drei über die Köstlichkeiten her. Spekulatius und Lebkuchen, Zimtsterne und Schoko-Tröpfchen – das reinste Mäuseparadies. Die Köchin von Burg Semmelstädt war im ganzen Dorf für ihre wunderbaren Plätzchen bekannt – und das zu Recht.

Pauli: (mit vollem Mund) Habt ihr schon die Schoko-Tröpfchen probiert? Eine Wonne!

Autor: Genüsslich biss Pauli hinein. Die süße Schokolade klebte schon an seinen langen Schnurrhaaren. Plötzlich wurde es hell in der Speisekammer. Wie erstarrt vor Schreck sah Pauli die Köchin durch die geöffnete Tür in die Speisekammer kommen. Für einen kurzen Moment war er wie gelähmt – dann kam plötzlich wieder Bewegung in seinen Körper. Wie ein Blitz ließ er die Krümel fallen und huschte in das sichere Versteck eines großen Zucker-Päckchens. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Leise hörte er, wie die Köchin mit schlurfenden Schritten näherkam. Er wagte es kaum noch zu atmen. Es raschelte, dann entfernten sich die Schritte wieder. Die Tür knarrte, ein Rumms – dann war es wieder dunkel.

Noch eine kurze Zeit traute sich keiner der Mäuse zu bewegen. Dann krochen sie leise aus ihren Verstecken hervor und verließen die Speisekammer. Noch lange sagte keiner ein Wort. Der Schreck saß ihnen noch tief in den Gliedern. Erst gegen Abend brach Lilly das Schweigen.

Lilly: War das aber knapp heute. Wer hatte auch damit gerechnet, dass die Köchin heute schon so früh in der Küche ist.

Karl: Das wäre fast schief gegangen. Um ein Haar hätte sie uns erwischt.

Pauli: Ich hatte solch eine Angst!

Lilly: Ich auch! Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass mein Herz stehen bleibt.

Karl: Wisst ihr, woran mich das erinnert hat?

Pauli: Woran denn?

Karl: An die Hirten.

Lilly: An die Hirten?

Pauli: Die aus der Krippe?

Karl: Genau die.

Pauli: Waren die auch in einer Speisekammer?

Karl: Nein. Die waren auf der Weide bei ihren Schafen. Es war schon Nacht und die Sonne war unter gegangen. Vielleicht hatten sie sich ein Lagerfeuer angezündet, vielleicht schliefen auch einige. Plötzlich wurde es ganz hell.

Lilly: Wie bei uns.

Karl: Genau.

Pauli: Ist denn auch eine Tür auf gegangen?

Karl: (lacht) Vielleicht könnte man das so bezeichnen. Aber es war keine gewöhnliche Tür, sondern eine Tür zum Himmel. Denn plötzlich sahen die Hirten einen Engel. Sie bekamen also für einen kurzen Moment Einblick in die Himmelswelt. Der Engel sagte ihnen, dass Jesus geboren sei und wo sie ihn finden würden. Und plötzlich waren da noch ganz viele andere Engel, die Gott lobten. Dann war es wieder genauso dunkel wie davor.

Lilly: Da war die Tür wieder zu.

Pauli: Hatten die Hirten da auch Angst?

Karl: Und wie!

Lilly: Warum denn?

Pauli: Du hattest doch auch Angst, als es heute hell wurde.

Lilly: Ja natürlich, weil ich wusste, dass die dicke Köchin kommt. Aber die Hirten mussten doch keine Angst vor der Köchin haben.

Karl: (lacht) Das ist richtig, aber sie hatten Angst vor Gott.

Lilly: Vor Gott? Warum hatten sie denn Angst vor Gott? Gott liebt doch die Menschen.

Karl: Das stimmt. Aber ich habe doch erzählt, dass alle Menschen seit Adam und Eva sündig sind und ohne Gott leben. Deswegen haben sie Angst vor Gott, weil er Sünde bestrafen muss.

Pauli: Warum muss er Sünde denn bestrafen?

Karl: Weil er heilig ist. Heilig bedeutet, dass man keine Gemeinschaft mit Sünde haben kann.

Pauli: Aber ich dachte, er möchte Gemeinschaft mit den Menschen haben.

Karl: Das stimmt. Deswegen wurde ja auch Jesus geboren, um das Problem der Sünde zu beseitigen, damit die Menschen wieder mit Gott Gemeinschaft haben können. Und deswegen sagte der Engel den Hirten auch, dass sie sich nicht zu fürchten brauchen, weil er ihnen eine frohe Botschaft zu verkündigen hatte: Jesus war geboren – der Retter der Menschen.

Lilly: Das war bestimmt die beste Botschaft, die die Hirten je gehört hatten.

Pauli: Noch viel besser als alle Zimtsterne und Schoko-Tröpfchen der Welt!

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