Autor: Nikolaus. Es war ein sonniger Dezembermorgen, als unsere drei Mäuse aus ihren kuscheligen Betten krochen. Der perfekte Tag, um etwas zu schaffen! Also machten sie sich direkt nach dem Frühstück an die Arbeit. Heute waren die vielen Schlafzimmer auf Burg Semmelstädt an der Reihe. Dafür teilten sich die drei Freunde auf. Flink huschten sie durch ihr geheimes Gänge Labyrinth in den Dielen, Zagen und Decken der Zimmer und warfen jeweils einen prüfenden Blick in jeden Schlafraum. Am frühen Nachmittag waren sie fertig mit dieser Arbeit und trafen sich wieder, um gemeinsam ein wenig zu verschnaufen und über die Ergebnisse der Suche auszutauschen.
Lilly: (seufzt) Ich habe nichts gefunden. Jedenfalls keinen Jesus.
Pauli: Ich auch nicht.
Karl: Dann können wir die Schlafräume jetzt ebenfalls ausschließen. Lasst euch nicht entmutigen! Irgendwann werden wir die Krippenfigur schon wiederfinden, da bin ich mir sicher. Auch wenn das vielleicht mit viel Arbeit verbunden ist…
Lilly: Dafür habe ich die schöne Murmel wiedergefunden, die ich vor ein paar Wochen verloren hatte.
Karl: Na siehst du. Dann hat sich ja doch gelohnt. Mal sehen, was wir in den nächsten Tagen noch so alles finden werden.
Pauli: Ich habe auch eine interessante Beobachtung gemacht.
Lilly: Was denn?
Pauli: Alle Menschen hatten ihre Schuhe über Nacht vor die Tür gestellt. Und als sie aufwachten, sind sie häufig direkt zu den Schuhen gelaufen und haben hineingeguckt. Und tatsächlich war in allen Schuhen etwas drinnen. Das habe ich noch nie erlebt. Warum machen die Menschen das?
Karl: Weil heute Nikolaus ist.
Lilly: Nikolaus? Was ist denn das?
Karl: Das ist ein Fest, das die Menschen jedes Jahr am 6. Dezember feiern. Zum Gedenken an einen Mann mit Namen Nikolaus. Das mit den Schuhen ist ein alter Brauch.
Pauli: Wer ist denn dieser Nikolaus? Und warum gedenken die Menschen an ihn?
Karl: Das war ein Mann, der vor vielen hundert Jahren gelebt und viel Gutes getan hat. Soweit ich weiß, sollen seine Eltern sehr reich gewesen sein. Weil sie aber leider schon früh starben, erbte der junge Nikolaus das ganze Geld und war mit knapp 20 Jahren schon ein reicher Mann.
Lilly: Und was er mit dem Geld gemacht?
Karl: Das ist gerade das Besondere. Viele reiche Menschen sind leider sehr geizig und behalten das ganze Geld für sich. Aber der junge Nikolaus war anders. Er verschenkte das Geld an arme Menschen und half damit vielen in ihrer Not.
Pauli: Das war aber lieb.
Karl: Man erzählt sich zum Beispiel die Geschichte, dass es damals einen sehr armen Mann gab, der drei schöne Töchter hatte. Doch weil er kein Geld hatte, um sich und die drei Mädchen zu versorgen, wollte er seine Töchter verkaufen.
Lilly: O wie schrecklich!
Karl: Das fand auch unser Nikolaus, als er davon erfuhr. Und so ging er zu dem Haus, wo der arme Mann wohnte, und warf heimlich drei Goldklumpen durch das Fenster – für jede Tochter einen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, was das für eine freudige Überraschung war, als die Mädchen am nächsten Morgen aufwachten und das großzügige Geschenk entdeckten.
Pauli: Und der Papa freute sich, dass er seine Töchter nicht mehr verkaufen musste.
Karl: Genau. Und der Nikolaus freute sich, dass er der armen Familie helfen konnte. Das ist das Schöne am Schenken, dass der Geber sich häufig genauso freut, wie die Beschenkten. Und besonders schön ist es häufig, wenn der Geber geheim bleibt, so wie der Nikolaus damals.
Lilly: Und deswegen beschenken sich die Menschen am Nikolaus gegenseitig?
Karl: Genau. Um sich an den Nikolaus von damals zu erinnern und, weil es schön ist, wenn wir anderen helfen und sie beschenken. Gott hat uns an Weihnachten ja auch beschenkt – mit dem Kostbarsten was er hatte: Er hat seinen eigenen Sohn geschenkt.
Pauli: Und warum tun die Menschen ihre Geschenke in die Schuhe?
Karl: Erst war es üblich den Kindern die Geschenke zuzuwerfen, so wie der Nikolaus die Goldklumpen durchs Fenster warf. Aber weil die kleineren Kinder Schwierigkeiten mit dem Fangen hatten und dann häufig die größeren Geschwister alle Geschenke fingen, fing man an, jedem Kind sein Geschenk in den Schuh zu füllen. Und wenn man das über Nacht macht, hat das den Vorteil, dass der Geber unentdeckt bleibt – so wie der Nikolaus damals.
Pauli: Und warum machen wir Mäuse das nicht?
Lilly: (lacht) Wir tragen doch keine Schuhe.
Pauli: Aber die Kinder haben so leckere Sachen bekommen, da bin ich richtig neidisch geworden.
Karl: (lacht) Ich schlage vor, wir untersuchen morgen mal die Speisekammer. Vielleicht finden wir da auch den ein oder anderen Leckerbissen. Lilly: O ja!