Lilly: Die Luft ist rein!
Autor: Leise huschten unsere drei kleinen Freunde wieder durch die schwach beleuchtete Schlosshalle auf den großen Weihnachtsbaum zu. Diesmal ging der Aufstieg auf den Krippen-Tisch schon etwas schneller als beim letzten Mal. Wieder lag die gemütliche Krippenszene vor ihnen.
Pauli: Was sind das denn überhaupt alles für Menschen? Sind das die Geburtstagsgäste?
Karl: Genau. Die kamen alle, um den kleinen Jesus zu sehen.
Lilly: Die Frau in der Mitte ist Maria und hinter ihr steht Josef. Das sind die Eltern von Jesus.
Pauli: Und die Männer bei den Schafen? Sind das die Onkels?
Lilly: Nein! Das sind die Hirten.
Karl: Hirten waren damals ganz arme Menschen, die auch nicht so beliebt bei den anderen waren. Die meiste Zeit verbrachten sie bei ihren Schafen auf den Weiden. Selbst in der Nacht mussten sie oft draußen bleiben und aufpassen. Oft stanken sie auch.
Pauli: Und warum kamen sie dann zu der Geburtstagsfeier?
Lilly: Weil Gott sie eingeladen hatte. Ein großer Engelchor erzählte ihnen von der Geburt Jesu und sagte ihnen, wo sie ihn finden würden.
Pauli: Schade, dass uns kein Engel gesagt hat, wo wir Jesus finden würden. Jetzt müssen wir die ganze Burg durchsuchen…
Karl: Gott wollte damals sicher gehen, dass er von den Hirten gefunden wird. Schließlich war das ja sein Ziel: Dass die Menschen wieder zurück zu Gott finden. Und zwar auch die armen und verachteten Menschen, mit denen sonst niemand etwas zu tun haben wollte.
Pauli: Und wer sind die drei Männer da hinten? Die sehen ja alles andere als arm aus.
Lilly: Das sind die drei Weisen aus dem Morgenland.
Pauli: Wo ist denn das Morgenland? Ist es da immer Morgen?
Karl: Nein. Das nennt man nur so, weil die Sonne immer im Osten aufgeht, einmal über den kompletten Himmel wandert und im Westen wieder untergeht. Und weil die Sonne deswegen am Morgen immer im Osten scheint und am Abend im Westen, bezeichnete man die Länder, die weiter östlich liegen als Morgenland und uns, die wir weiter im Westen liegen als Abendland.
Lilly: Ach so! Das heißt es waren einfach die drei Weisen aus dem Osten?
Karl: Genau. Und arm waren die tatsächlich nicht. Sie brachten Jesus sogar sehr kostbare Geschenke wie zum Beispiel Gold, um Jesus als König zu ehren.
Lilly: Stinkende Hirten und weise Männer mit Gold. Unterschiedlicher konnten die Geburtstagsgäste ja gar nicht sein.
Karl: Das stimmt. Gott wollte damit zeigen, dass er für alle Menschen gekommen ist. Sowohl für arme, ungebildete und verachtete Menschen wie die Hirten, als auch für reiche, sehr gebildete und Angesehene Menschen wie die Weisen aus dem Osten.
Pauli: Und woher wussten die Weisen, wo sie Jesus finden würden? Wurden die auch von einem Engel eingeladen?
Karl: Nein. Die haben es durch die Sterne erfahren.
Lilly: Durch die Sterne? Aber Sterne können doch gar nicht reden!
Karl: Wie genau sie das gemacht haben, habe ich auch noch nicht verstanden. Auf jeden Fall waren die Männer Sterndeuter, die sich viel mit den Sternen beschäftigt haben. Und Gott hat die Sterne absichtlich so hingestellt, damit diese Männer dadurch erfahren konnten, dass Jesus geboren wurde und wo sie ihn finden würden.
Lilly: Leider haben wir weder Engel noch Sterne, die uns verraten würden, wo wir Jesus finden können.
Karl: Hier ist er auf jeden Fall nicht. Ich habe schon den ganzen Stall durchsucht.
Pauli: Eine Frage habe ich noch: Warum steht die Futterkrippe hier in der Mitte und nicht hinten beim Esel und der Kuh?
Lilly: Na, weil sie doch für Jesus da war.
Pauli: Für Jesus? Essen Babys denn auch Stroh?
Lilly: Nein, natürlich nicht! Jesus wurde in die Krippe reingelegt.
Pauli: Ach so. Machen die Menschen das so mit ihren Babys?
Karl: Nein. Normalerweise legen die Menschen ihre Babys in kleine Betten, die sie dafür bauen.
Lilly: Stimmt. Ich erinnere mich noch daran, als der kleine Prinz Friedrich geboren wurde. Der hatte eine richtig schöne kleine Wiege mit kuschelig-weichen Decken und Kissen und darüber ein Stoffdach mit goldenen Sternen.
Karl: Aber für Jesus war keine Wiege gebaut worden. Für ihn war nur in einer alten, ungemütlichen Futterkrippe Platz. Und das, obwohl er ein größerer König war als unser Prinz Friedrich es jemals sein wird. So sehr hat er sich erniedrigt. Der große Gott ist der ärmste aller Menschen geworden. Und das nur, weil er die Menschen so liebte. Aber jetzt lasst uns wieder gehen, sonst kommt Kater Kastor noch irgendwann.
Pauli: In der Schlosshalle ist Jesus auf jeden Fall nicht.