Autor: Die Nachricht von der verschwundenen Krippenfigur breitete sich wie ein Lauffeuer auf Burg Semmelstädt aus. „Hast du schon gehört?“ fragte die elegante Turmschwalbe den alten Klepper, „Ein Weihnachten ohne Jesus!“, erzählte der alte Klepper dem Burg Hund Benno, „Ein Weihnachten ohne Weihnachten!“ empörte sich der bissige Benno, als er sich mal wieder mit dem kratzigen Kastor um den Platz vor dem Kamin stritt. Bald wusste jedes Tier auf Burg Semmelstädt von der unerhörten Neuigkeit.
Pauli, Lilly und Karl August Baltasar hatten sich inzwischen in ihrem geheimen Treffpunkt versammelt, um den nun nötigen Krisenrat abzuhalten.
Karl: Hiermit eröffne ich die erste Sitzung des Krisenrates von Burg Semmelstädt. Wir schreiben den 3. Dezember drölfhundertvierundelfzig. Grund des Krisenrates: Der verschwundene Jesus. Ich bitte alle Anwesenden sich zu erheben. Hiermit geloben wir feierlich, uns der aktuellen Notfall-Situation anzunehmen und alles uns in der Macht Stehende zu unternehmen, um den verschwundenen Jesus zu finden und somit das Weihnachten von Burg Semmelstädt zu retten. Die Anwesenden dürfen sich wieder setzen. Ich bitte nun die zugrundeliegenden Fakten zu erheben.
Lilly: Jesus ist weg.
Pauli: Und wir wissen nicht, wo sie ihn hingetan haben.
Karl: Mmh, irgendwie kommt mir das bekannt vor… Aber egal – weiter?
Lilly: Jetzt müssen wir ihn finden.
Pauli: Weil Jesus das Wichtigste an Weihnachten ist.
Karl: Wieviel Zeit haben wir noch?
Lilly: In 22 Tagen ist Weihnachten.
Karl: Dann haben wir ohne den heutigen Tag noch exakt 21 Tage Zeit, um die gesamte Burg Semmelstädt auf den Kopf zu stellen und die verschwundene Krippenfigur wiederzufinden. Dafür brauchen wir einen genauen Plan.
Lilly: Warum brauchen wir denn einen Plan? Können wir nicht auch einfach so suchen?
Karl: Wir brauchen einen Plan, damit wir ja keinen Ort vergessen und alles rechtzeitig schaffen.
Pauli: Und wie macht man einen Plan?
Karl: Indem man festlegt, was man machen muss und an welchem Tag man es tun will. Stellt euch vor – sogar Gott hatte sich einen Plan gemacht.
Pauli: Gott? Was hat Gott denn gesucht?
Karl: Die Menschen. Ich habe dir doch gestern erzählt, dass der erste Mensch Gott ungehorsam war. Seitdem leben die Menschen ohne Gott. Aber Gott hat einen Plan gemacht, wie er den Menschen wieder finden und mit ihm Gemeinschaft haben kann.
Lilly: Und deswegen ist Jesus geboren!
Karl: Genau. In der Bibel steht: „Als […] die von Gott festgesetzte Zeit kam, sandte er seinen Sohn zu uns.“ Er hatte also alles genau geplant.
Pauli: Und wann hat er den Plan gemacht?
Karl: Schon von Anfang an. Direkt, nachdem die Menschen gesündigt hatten und das Böse in die Welt kam, sagte Gott ihnen bereits, dass eine Frau einmal ein Kind bekommen würde und dass dieses Kind den Bösen besiegen würde.
Lilly: Das war Jesus.
Karl: Richtig. Damals dachte Eva, dass sie die Frau sein würde, aber es dauerte noch einige tausend Jahre, bis die junge Frau Maria endlich das Kind bekam, auf das die Menschen schon so viele Jahre gewartet hatten. Gott selbst.
Pauli: Und jetzt vergessen die Menschen Jesus einfach. Und das sogar an seinem eigenen Geburtstag!
Karl: Deswegen wollen wir ihn ja wiederfinden.
Lilly: Und was ist jetzt unser Plan?
Karl: Ich würde vorschlagen, wir gucken uns morgen noch einmal die Krippe genauer an und übermorgen gehen wir zuerst auf den großen Turm. Von da aus hat man den besten Überblick über die gesamte Burg. Da können wir dann sehen, wo wir überall hinmüssen, damit wir nichts vergessen.