20. Dezember 2024

Ein Hörbuch von Micha Wackerhage – Teil 20

Autor: Nur noch vier Tage, dann war Weihnachten. Verschlafen gähnte Pauli und streckte sich. Karl August Baltasar und Lilly waren schon wach und warteten bereits mit dem Frühstück auf ihn.

Pauli: Guten Morgen. Was machen wir heute?

Karl: Heute sehen wir uns zusammen den Thronsaal an und suchen dort nach der Krippenfigur.

Lilly: Im Thronsaal? Ist da nicht immer der König? Dann ist das doch viel zu gefährlich.

Karl: Nein, der König ist nur im Thronsaal, wenn es wichtige Regierungsangelegenheiten zu erledigen gibt, wie Audienzen oder so.

Pauli: Was sind Audienzen?

Karl: Als Audienz bezeichnet man das Gespräch mit einem König oder einer anderen, höhergestellten Person. Wenn also ein Bauer aus Semmelstädt ein Anliegen hat, das er dem König sagen möchte, weil er zum Beispiel seine Hilfe oder Erlaubnis braucht, dann bittet er um eine Audienz. Und wenn der König sich das Anliegen des Bauern anhören möchte, dann ruft er ihn zu sich in den Thronsaal. Dort findet dann die Audienz statt und der Bauer darf dem König sein Anliegen mitteilen und ihn um Hilfe bitten. Und der König entscheidet dann, ob er ihm helfen möchte oder nicht. Und so kurz vor Weihnachten, haben die Menschen meist anderes zu tun, als beim König eine Audienz zu erbeten.

Lilly: Und mehr wird im Thronsaal nicht gemacht?

Karl: Doch, besondere Ehrungen finden dort auch statt oder natürlich die Krönung des Königs und vielleicht der Empfang von besonderen Persönlichkeiten, aber das sind eher seltenere Ereignisse. Unser Thronsaal ist wahrscheinlich die meiste Zeit im Jahr unbenutzt, da König Heinrich Theodor Siegfried der Ängstliche seine Regierungsangelegenheiten lieber in anderen Räumen erledigt, wie zum Beispiel im Salon oder der Bibliothek. Aber lasst uns doch mal nachsehen, dann können wir uns ein besseres Bild verschaffen.

Autor: Gesagt, getan. Kaum waren sie mit dem Frühstück fertig, machten sie sich auf den Weg zum Thronsaal. Und tatsächlich war dieser leer. Es war ein großer und langgestreckter Saal, an dessen hinterem Ende der schön verzierte Thron stand – genau gegenüber von der hohen und schweren Eichentür. An der rechten Längsseite waren hohe Fenster, die vom Boden bis fast zur Decke reichten und auf der linken Seite hingen einige alte Gemälde an der Wand, die die Gesichter von früheren Königen zeigten, die alle einmal in Burg Semmelstädt regiert hatten. Ein roter, schmaler Teppich führte von der großen Eingangstür direkt bis zum Thron. Sonst war der Raum fast ganz leer.

Pauli: Das sieht aber majestätisch aus.

Karl: Das ist auch genau das Ziel dieses Raumes. Er soll die Macht des Königs darstellen. Wenn die Untertanen zum König kommen, dann sollen sie Respekt vor ihm haben.

Pauli: Aber wenn der kleine Prinz Friedrich etwas vom König will, muss er doch nicht in den Thronsaal, oder?

Karl: Nein, natürlich nicht. Der darf immer zu seinem Papa kommen.

Lilly: (lacht) Das ist ja ein Unterschied. Wenn ein Bauer aus Semmelstädt ein Anliegen hat, dann muss er den ganzen Weckenberg hinaufsteigen, am Tor um eine Audienz bitten, warten, bis man ihn zum König lässt, um dann in so einem majestätischen Thronsaal mit dem König reden. Und der kleine Prinz Friedrich darf einfach immer zu seinem Papa laufen, auf seinen Schoss klettern und ihm alles sagen, was er gerade möchte.

Karl: Das erinnert mich an Gott – den größten König der Welt.

Pauli: Wieso? Hat der auch einen Thronsaal?

Karl: Und was für einen! Der ganze Himmel ist sein riesiger Thronsaal. Noch viel majestätischer und prunkvoller als jeder Thronsaal auf dieser Erde.

Lilly: Aber gibt es bei Gott auch so etwas wie eine Audienz? Wir können ja nicht zu ihm in den Thronsaal kommen, wenn der im Himmel ist.

Karl: Das stimmt, aber wir können trotzdem mit ihm reden und ihm unsere Anliegen sagen oder ihn um Hilfe fragen. Die Bibel nennt das Gebet.

Pauli: Dann ist Beten also so etwas wie eine Audienz bei Gott?

Karl: Ganz genau. Aber wir müssen dabei nicht erst um einen Termin fragen und warten, bis er Zeit für uns hat, und wir müssen natürlich auch nicht zu ihm in den Thronsaal kommen. Gott hat immer für uns Zeit und hört uns, egal wo und wann wir zu ihm beten.

Lilly: Dann ist das ja so ähnlich wie bei Prinz Friedrich.

Karl: Stimmt. Ich habe euch die Tage ja schon den Bibelvers gesagt, in dem steht, dass jeder, der an Jesus glaubt, das Recht bekommt, ein Kind Gottes zu sein. Und als Kinder des größten Königs der Welt dürfen wir auch immer zu ihm kommen und mit ihm reden – auch ohne Termin für eine Audienz.

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