Autor: Noch immer lief der alte Kater wieder und wieder um die halb fertige Schneemaus herum und belagerte die kleinen Mäuselöcher, in denen die Schneespuren endeten. Es ärgerte ihn, dass er diese leckere Mahlzeit einfach so entwischen ließ und hoffte, dass sie irgendwann wieder kamen.
Lilly: (seufzt) Jetzt müssen wir den ganzen Tag hier drinnen hocken und können nicht nach draußen.
Pauli: Dabei wollten wir doch so gerne unsere Schneemaus zu Ende bauen.
Karl: Und das alles nur wegen diesem Kater. Jetzt wo er weiß, dass wir da sind, müssen wir uns noch mehr vor ihm in Acht nehmen.
Lilly: Vor allem, weil er den Trick mit den Spuren kennt. Dadurch können wir den Schnee gar nicht mehr richtig genießen, weil wir dadurch immer verraten, wo wir sind.
Pauli: Das wäre aber schade.
Lilly: Gemein ist das. Richtig gemein! Verdirbt dieser Kastor uns einfach so den ganzen Winter.
Karl: Wie wäre es, wenn wir dem alten Kater mal so einen richtigen Streich spielen.
Lilly: Au ja. Einen, den er nicht so schnell wieder vergisst.
Pauli: Und am besten einen, wo er dann aufhört uns ständig zu verfolgen.
Karl: Wie wäre es mit einer Falle?
Lilly: Das klingt gut. Das wäre eine angemessene Rache, dafür, dass er uns so in die Enge getrieben hat.
Pauli: Oder wir sperren ihn irgendwo ein, wo er nicht so schnell wieder rauskommt. So wie er uns jetzt einsperrt.
Karl: Das ist eine gute Idee, Pauli. Wie wäre es mit dem alten Schuppen?
Pauli: Das klingt toll. Aber wie wollen wir das machen?
Lilly: Ganz einfach, wir legen wieder eine Schneespur, die bis in den Schuppen führt. Dann müssen wir ihn nur noch auf die Fährte aufmerksam machen und schon wird er die Spur verfolgen, in dem Glauben, er würde uns so finden.
Karl: Und kaum ist er im Schuppen drin, fällt auch schon die Tür hinter ihm ins Schloss und er ist gefangen.
Pauli: Hei, das klingt lustig! Aber wie wollen wir die Tür hinter ihm zu kriegen? Wir sind ja nur kleine Mäuse.
Lilly: Vielleicht hilft uns ja der Burg-Hund Benno. Der kann den Kater doch auch nicht leiden.
Karl: Der wird sich bestimmt freuen, dem Kastor endlich mal etwas auswischen zu können. Und wir haben auch ein paar Tage unsere Ruhe von ihm.
Lilly: Warum muss er auch unbedingt hinter uns her sein? Weiß er nicht, dass wir auf der Suche nach der Verschwundenen Krippenfigur sind? Wenn er uns frisst, dann wird das dieses Jahr nichts mit Weihnachten.
Karl: Vielleicht will er das ja auch.
Pauli: Meinst du? Warum sollte er das wollen?
Karl: Was weiß ich?
Lilly: (Atmet geheimnisvoll tief ein) Was meint ihr – könnte es nicht sein, dass Kater Kastor die Figur gestohlen hat?
Karl: Au, das ist eine gute Frage. Auf die Idee wäre ich nicht einmal gekommen. Aber es könnte tatsächlich sein.
Lilly: Das würde dann auch erklären, warum er so hinter uns her ist.
Karl: Ein Grund mehr, ihn in den Schuppen zu sperren. Das hat er nur verdient. Und wir können in der Zwischenzeit in Ruhe sein Körbchen durchsuchen. Wer weiß, ob wir da nicht fündig werden.
Lilly: Mit Sicherheit! Diesem widerlichen Vieh würde ich alles zutrauen.
Pauli: Mmh, wisst ihr, was ich mich gerade gefragt habe?
Karl: Was jemanden dazu bringt eine Krippenfigur zu stehlen?
Pauli: Nein. Ich habe mich gefragt, ob Jesus auch solche widerlichen Tiere liebt, wie Kater Kastor.
Autor: Für einen kurzen Moment herrschte betretenes Schweigen. Die Frage war ihnen irgendwie unangenehm. Wussten sie doch schließlich, dass sie die Frage eigentlich mit „Ja“ beantworten müssten, aber nach dem, was sie gerade über Kastor gesagt hatten, fiel ihnen das ziemlich schwer.
Lilly: Ich denke, wenn Jesus alle liebt, dann wird er auch solche lieben, wie Kastor. Auch wenn ich das nicht verstehen kann.
Karl: Ich glaube, Pauli hat Recht. Wir haben uns ziemlich falsch verhalten, dass wir so schlecht über Kastor geredet haben. Das hat Jesus sicher nicht gefallen.
Lilly: Und auch unsere Rachepläne waren bestimmt nicht gut.
Pauli: Auch, wenn er es verdient hätte.
Lilly: Das stimmt, aber wenn wir immer das bekämen, was wir verdient haben, wäre das auch nicht gut für uns.
Karl: Da hast du Recht. Und dann haben wir ihn auch noch beschuldigt die Krippenfigur gestohlen zu haben. Ich glaube wir haben allen Grund, uns bei ihm zu entschuldigen.
Pauli: Aber wie sollen wir das denn machen? Wenn wir zu ihm hingehen, frisst er uns doch.
Karl: Wir könnten ihm zum Beispiel ein Geschenk machen. Schließlich hat Jesus ja auch die Menschen beschenkt, die ihm nach dem Leben trachteten.
Lilly: Das ist eine Gute Idee. Wie wäre es mit der schönen, blauen Murmel? Damit würde er bestimmt gerne Spielen.
Autor: Gesagt getan. Heimlich brachten sie die Murmel zu dem Ort, wo sein Körbchen stand, und legten sie behutsam hinein. Dann verschwanden sie wieder glücklich.
Lilly: Jemanden beschenken ist doch viel schöner als jemanden beschuldigen. Und ist euch etwas aufgefallen? In Kastors Körbchen habe ich keine gestohlene Krippenfigur entdecken können. Und ihr?