Autor: Die Wolken hatten sich verzogen und die Sonne kam wieder heraus. Fröhlich tanzten die Sonnenstrahlen über die schneebedeckte Landschaft und ließen ihr weißes Kleid verträumt glitzern. Die Luft war kalt und trocken und in der Nacht hatte es wieder Neuschnee gegeben. Für unsere drei Freunde war das Grund genug für einen kleinen Sparziergang. Außerdem wollten sie mal wieder nach Otto Hans Walter sehen. Gut gelaunt stapften sie durch den frischen Schnee.
Pauli: Na sowas. Hier irgendwo müsste er doch sein. Aber ich kann ihn nirgendwo entdecken.
Karl: Mmh, ich auch nicht.
Lilly: (lacht) Ich glaub, ich sehe ihn.
Pauli: Wo denn?
Lilly: Dahinten. Der kleine braune Tannenzapfen.
Karl: (lacht) Ich denke, Lilly hat Recht. Der Neuschnee letzte Nacht hat unseren armen Otto Hans Walter völlig zugeschneit, sodass nur noch sein standhafter Tannenzapfen-Helm aus dem Schnee herausguckt.
Pauli: O, der arme Otto Hans Walter! Dann müssen wir ihn wieder freischaufeln.
Karl: Ich glaube, es wäre einfacher eine neue Schneemaus zu bauen.
Autor: Vorsichtig befreiten sie den schönen Tannenzapfen-Helm vom Schnee und legten ihn behutsam an die Seite. Dann fingen sie auch schon damit an, die erste Kugel für ihre neue Schneemaus zu bauen. Doch waren sie nicht die Einzigen, die den schönen Neuschnee genossen. Auch Kater Kastor verließ seinen gemütlichen Platz vor dem Kamin, um einen kleinen Schneespaziergang zu machen. Leise knirschte der frische Schnee unter seinen sanften Pfoten, als er plötzlich stehen blieb. Vor sich sah er den Abdruck von einigen kleinen Mäusepfoten im Schnee. Langsam senkte er seinen Kopf, um sich die Spur genauer anzusehen. (schnüffelt) Seine gute Nase verriet ihm, dass die Mäuse vor nicht all zu langer Zeit hier vorbeigekommen sein mussten. Sein Jagdinstinkt war geweckt. Fast lautlos setzte er nun seine Verfolgungsjagd fort. Seine scharfen Augen ließen dabei die Mäusespur für keinen Moment außer Acht.
Die Mäuse ahnten unterdessen noch nichts von der nahenden Gefahr. Sorglos spielten sie im Schnee und genossen den herrlichen Sonnenschein. Plötzlich hielt Karl August Baltasar inne. Irgendwas beunruhigte ihn, doch er konnte nicht sagen, was es war. Prüfend hielt er seine feine Nase in die Luft. (Schnüffelt) Wie ein Blitz durchzuckte es seinen Körper. Katze! Der Geruch war unverkennbar und ließ in ihm alle Alarmglocken läuten. Hastig blickte er sich in die Richtung um, aus der der Geruch zu kommen schien. Und tatsächlich, da sah er auch schon den alten Kastor langsam auf sie zukommen.
Karl: Achtung! Versteckt euch! Kastor kommt!
Autor: Sofort ließen die Drei alles stehen und liegen und rannten los. Ab in ihr Versteck. Karl August Baltasar und Lilly flitzten schnell in einen sicheren Mauerspalt, durch den sie in ihr geheimes Gänge-Labyrinth gelangen konnten – doch wo war Pauli?
Lilly: Hast du gesehen, wo Pauli hingerannt ist?
Karl: Er hat sich dort hinter dem kleinen Stein versteckt, aber von dort aus hat er keinerlei Fluchtmöglichkeiten.
Lilly: O nein, was ist, wenn Kastor ihn entdeckt?
Karl: Wir müssen hoffen, dass er ihn nicht findet!
Autor: Gespannt sahen die beiden zu, wie der alte Kastor langsam näherkam. Er stoppte kurz an der Stelle, wo ihre halb fertige Schneemaus stand, dann ging er weiter.
Karl: Lilly, die Spuren!
Lilly: Welche Spuren?
Karl: Na unsere Spuren. Wir haben doch unsere Pfoten-Abdrücke im Schnee hinterlassen.
Lilly: O nein! Daran habe ich ja gar nicht gedacht. Deswegen wusste Kastor, dass wir hier sind.
Karl: Und Paulis Spuren werden ihn direkt zu seinem Versteck führen. Lilly, Pauli ist in Lebensgefahr! Wenn wir nicht irgendwas unternehmen, dann wird Kastor ihn finden und dann… Nicht auszudenken.
Lilly: Aber was sollen wir machen?
Karl: Wir müssen ihn unbedingt von seiner Spur ablenken! Aber wie?
Autor: Verzweifelt versuchten die beiden zu überlegen, während sich der Kater immer näher zu dem armen Pauli bewegte. Plötzlich riss sich Lilly los. Wie vom Blitz getroffen raste sie auf den Kater zu. Ehe man sich versah, huschte sie auch schon zwischen seinen Beinen hindurch und rannte auf der anderen Seite weiter. Sofort drehte sich der Kater um und nahm die wilde Verfolgungsjagd auf. Es war ein Rennen um Leben und Tod! Wie gebannt sah Karl August Baltasar zu, was sich da vor ihm abspielte. Dann riss auch er sich los und rannte zu dem völlig verängstigten Pauli.
Karl: Los Pauli, komm mit!
Autor: Zusammen rannten sie wieder zu ihrem Versteck zurück, wo sie sich in Sicherheit brachten, dann sahen sie zu Lilly hinüber. Diese nahte sich immer mehr der anderen Mauer, wo sich ebenfalls ein sicheres Schlupfloch befand, doch der Abstand zwischen ihr und Kastor wurde mit jedem seiner großen Sprünge kleiner und kleiner. Bald war er ihr dicht auf den Fersen. Ihr Herz raste, ihre Füße brannten, doch sie durfte nicht aufgeben. Alles stand auf dem Spiel! Mit letzter Kraft erreichte sie das kleine Schlupfloch und huschte hinein. Gedämpft hörte sie das ärgerliche Fauchen des Katers vor dem Loch. Gerettet! Erschöpft ließ sie sich zu Boden sinken und rang nach Luft. Noch lange lag sie so dort und regte sich nicht, dann begab sie sich langsam zu ihrem geheimen Treffpunkt, wo die andern schon auf sie warteten. Erleichtert atmeten sie auf, als sie Lilly unversehrt vor sich sahen.
Pauli: Danke, Lilly! Du hast mir das Leben gerettet!
Karl: Und dabei dein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt. Das war echt mutig von dir!
Lilly: Ich musste an Jesus denken.
Karl: An Jesus?
Lilly: Ja. Als ich versuchte zu überlegen, wie wir Pauli aus dieser Gefahr retten könnten, fiel mir ein, was Jesus tat, um uns zu retten – und da wusste ich plötzlich, was zu tun war.
Karl: Das stimmt. Jesus hat auch die Strafe, die uns töten müsste auf sich gelenkt, um uns vor dem Tod zu retten. Und er hat dabei nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, sondern es auch wirklich verloren.
Pauli: Gott sei Dank hat Lilly ihr Leben nicht verloren.
Karl: Aber es hätte fast so enden können. Ich glaube, Lilly, wir können heute alle von dir lernen! Nicht nur, was es heißt, ein Freund zu sein, sondern auch, was Weihnachten wirklich bedeutet.
Pauli: Und ich bin froh, dass ich zwei Freunde habe, die mir das Leben gerettet haben: Jesus und du!