15. Dezember 2024

Ein Hörbuch von Micha Wackerhage – Teil 15

Autor: Es war ein trüber Tag. Dichte Wolken hatten sich um den Weckenberg gelegt und verhüllten die alte Burg mit ihrem grauen Vorhang. Teilweise war der Nebel sogar so dicht, dass man die Spitze des großen Turmes nicht mehr vom Innenhof aus sehen konnte. Es schien den ganzen Tag über gar nicht richtig hell werden zu wollen und die feuchte Kälte trieb Menschen und Tiere in das warme Innere der Burg. Es war ein Tag zum Nichtstun. Der kleine Pauli saß schweigend am Fenster und starrte nach draußen. Nicht, dass es da etwas Aufregendes zu sehen gab, schließlich verdeckte die dichte Wolkenwand jegliche Sicht – er dachte einfach nur nach und sah dabei schweigend vor sich hin. Schließlich riss er sich los und gesellte sich zu den anderen beiden, die ihre Zeit mit „Maus ärgere dich nicht“ rumzukriegen versuchten.

Pauli: Karl August Baltasar, weißt du, was ich mich gefragt habe?

Karl: Mmh, vielleicht, warum es Wolken gibt? Oder schlechtes Wetter?

Pauli: Nein, ich hatte eine Frage zu Jesus.

Karl: Da bin ich aber gespannt.

Pauli: Du sprachst immer wieder von Maria und Josef und, dass sie die Eltern von Jesus waren und Maria ihn geboren hatte, aber du sagtest auch, dass Jesus der Sohn Gottes war. Und das habe ich nicht ganz verstanden. Ist Jesus der Sohn von Maria und Josef oder von Gott?

Karl: Das ist eine sehr gute Frage, Pauli, die nicht so einfach zu beantworten ist, aber ich will es mal versuchen. Vielleicht beginne ich mal von ganz vorne. Ich habe euch ja schon einmal erzählt, dass Gott den Menschen direkt nach dem Sündenfall versprochen hatte, dass eines Tages eine Frau ein Kind bekommen würde, und dass dieses Kind das Böse besiegen würde. Doch da alle Menschen von Geburt an selbst böse waren und ohne Gott lebten, konnte unmöglich ein Mensch das Böse besiegen. Der Einzige, der das konnte, war Gott. Und deswegen musste das versprochene Kind selbst Gott sein. Und das ist das Geheimnis von Weihnachten.

Lilly: Und die Frau, die das Kind zur Welt bringen sollte, war Maria.

Karl: Genau. Jahrtausende warteten die Menschen auf den versprochenen Retter und endlich war es so weit. Maria war damals ein junges, ganz gewöhnliches Mädchen. Sie wuchs in eher armen Verhältnissen auf und unterschied sich wahrscheinlich kaum von anderen Mädchen in ihrem Alter, aber sie liebte Gott. Und eines Tages geschah dann das Ereignis, dass ihr ganzes Leben verändern sollte.

Pauli: Was denn für ein Ereignis?

Karl: Sie war wie an jedem anderen Tag im Haus und verrichtete ihre alltägliche Arbeit, als plötzlich ein Engel neben ihr stand.

Lilly: Wie bei den Hirten.

Pauli: Hatte sie auch Angst?

Karl: O ja, zuerst erschrak sie sehr, aber dann sagte der Engel ihr, dass sie keine Angst haben solle. Er bezeichnete sie als vom Herrn begnadigt und gesegnet und erklärte, dass sie schwanger werden und einen Sohn bekommen würde, dem sie den Namen Jesus geben solle. Der würde ein großer König sein.

Lilly: Da hat sich Maria bestimmt gefreut, oder?

Karl: Zuerst war sie tatsächlich eher verwundert. Denn sie war zu dem Zeitpunkt noch gar nicht verheiratet, sondern nur verlobt mit Josef. Deshalb fragte sie den Engel, wie das möglich sein konnte. Und da erklärte er ihr, dass nicht Josef, sondern Gott selbst der Vater des Kindes sein würde.

Pauli: Dann war Jesus also das Kind von Maria und Gott?

Karl: Genau. Und deswegen war Jesus sowohl ganz Mensch als auch ganz Gott.

Lilly: Das war dann ja ein ganz besonderes Vorrecht für Maria, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen durfte.

Karl: Das stimmt, aber es war auch mit vielen Problemen verbunden.

Pauli: Mit welchen Problemen denn?

Karl: Na, die Menschen glaubten ihr nicht, dass Gott der Vater des Kindes war. Sie dachten, dass ein anderer Mann der Vater sein musste, mit dem Maria nicht verheiratet war. Das wäre dann eine große Sünde gewesen.

Lilly: Heißt das, die Menschen hielten sie nicht für eine von Gott Gesegnete, sondern für eine Sünderin?

Karl: Genau. Und auch Josef wollte sie nicht mehr heiraten. Erst als der Engel auch ihm erschien und alles erklärte, nahm er Maria zur Frau.

Pauli: Dann war das ja sogar ein großes Opfer für Maria.

Karl: Ja, aber sie war bereit dazu. Sie wollte sich von Gott gebrauchen lassen – koste es, was es wolle. Und Gott hat sie gebraucht, um der Welt den Retter zu bringen, auf den sie so lange gewartet hat.

Lilly: Was wäre denn, wenn Maria nicht bereit dazu gewesen wäre?

Karl: Das weiß ich nicht, aber wir können auf jeden Fall viel von ihr lernen. Denn auch uns möchte Gott gebrauchen – jeden Einzelnen auf seine Weise. Die Frage ist, ob wir bereit dazu sind – auch wenn es uns etwas kostet. Denn wenn wir uns von ihm gebrauchen lassen, kann er etwas Großes daraus machen!

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