12. Dezember 2024

Ein Hörbuch von Micha Wackerhage – Teil 12

Autor: Verschlafen räkelte sich Lilly in ihrem Bett. Es war kalt draußen, da wollte man am liebsten gar nicht aufstehen. Zögerlich schob sie einen Fuß unter der Bettdecke hervor. Brr, war das kalt. Schnell verschwand der Fuß wieder unter der kuscheligen Decke. Da war es auch einfach zu gemütlich. Müde blinzelte sie zum kleinen Fenster. Draußen schien es schon hell zu sein. Doch was war das? Lilly rieb sich die Augen. Hatte sie richtig gesehen? Konnte es sein, …? Mit einem Ruck flog die Decke weg und Lilly trippelte schnell zum Fenster. Tatsächlich.

Lilly: Es schneit! Pauli, Karl August Baltasar, kommt schnell her, es schneit draußen!

Autor: Sofort sprangen die beiden aus ihren kleinen Betten und rannten auch zum Fenster. Die weichen, weißen Flocken tanzten fröhlich in der Luft. Der ganze Himmel schien voll davon zu sein und auf den Türmen und Dächern lag schon eine dünne, weiße Schicht.

Pauli: Sieht das aber schön aus! Wie verzaubert.

Lilly: Können wir nach draußen? Ich möchte unbedingt Flocken-fangen spielen!

Karl: Aber wir haben noch gar nicht gefrühstückt.

Lilly: Ich habe gar keinen Hunger. Können wir nicht schon raus? Bitte!

Karl: (lacht) Keine Sorge, Lilly. Der Schnee wird schon nicht so schnell weglaufen. Bestimmt schneit es noch den ganzen Vormittag über. Da werden wir doch noch Zeit finden, um vorher etwas zu essen. Wenigstens ein bisschen. Und wenn unsere Mägen voll sind, können wir auch länger draußen spielen.

Autor: Karl August Baltasar ließ nicht mit sich diskutieren. Also aßen die drei Mäuse hastig ein paar Krummen Brot und ein altes Stück Speck und flitzten dann hinunter in den Innenhof, wo bereits eine schöne, dicke Schneeschicht auf sie wartete. Sofort sprangen die Freunde hinein.

Pauli: Huch, da sinkt man ja richtig ein.

Lilly: Lustig, oder? Und man hinterlässt kleine Spuren im Schnee. Sieh nur.

Autor: Lilly trippelte fröhlich durch den Schnee. Dann fing sie auf einmal an zu springen, als würde sie etwas jagen.

Pauli: Was machst du da?

Lilly: Ich spiele Flocken-fangen. Das macht Spaß. Wer die größte Flocke fängt, hat gewonnen!

Autor: Sah das lustig aus. Drei kleine Mäuse sprangen fröhlich im Schnee herum und versuchten die dicken Flocken zu fangen, die in ihren Händen sofort zu schmelzen begannen. Irgendwann artete das Spiel dann in eine Schneeballschlacht aus. Wie immer wusste am Ende keiner mehr so recht, wer damit angefangen hatte, doch zum Schluss lagen alle lachend im Schnee, hatten hochrote Köpfe und kalte Pfoten. Dann kam irgendjemand auf die glorreiche Idee eine Schneemaus zu bauen. Sofort machten sich alle begeistert an die Arbeit und nur wenige Zeit später betrachteten die drei Freunde schon stolz ihr weißes Gebilde.

Karl: Ich würde sagen, die Schneemaus ist uns heute besonders gut gelungen.

Lilly: O ja! Wie soll sie denn heißen?

Pauli: Ich finde den Namen Walter ganz schön.

Lilly: Nein, lieber Hans.

Karl: Wie wäre es mit Otto?

Autor: Noch einige Vorschläge flogen durch die Luft, doch keiner fand die große Mehrheit. Am Ende einigte man sich auf Otto Hans Walter und alle waren zufrieden. Man setzte dem armen Otto Hans Walter noch einen schönen Tannenzapfen-Helm auf den Kopf, dann gingen die Drei wieder in die warme Burg zurück. Bald saßen sie wieder am Fenster, kuschelten sich in weiche Decken und tranken heißen Kakao. Vor ihnen breitete sich eine verträumte, weiße Landschaft aus. Die ganze Burg, der Weckenberg und alle Dächer von Dorf Semmelstädt waren von einer dicken Schneeschicht bedeckt und auch der nahe gelegene Wald stand in einem zarten weißen Kleid.

Pauli: Karl August Baltasar?

Karl: Ja, Pauli?

Pauli: Warum schneit es eigentlich?

Karl: Mmh, das ist eine gute Frage. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das nicht.

Pauli: Nicht? Ich dachte du weißt alles.

Karl: (lacht) O nein, noch lange nicht! Aber ich schlage vor, wir gehen morgen mal in die Bibliothek. Da findet sich bestimmt ein Buch, in dem ich nachlesen kann, warum es schneit. Man muss nämlich auch gar nicht alles wissen, wenn man es auch nachlesen kann.

Pauli: Ach so. Dann hast du wahrscheinlich schon sehr viel gelesen, oder?

Karl: Das stimmt allerdings. Und ich habe mir auch schon sehr viele Fragen gestellt. Dadurch lernt man immer mehr dazu. Aber warum es schneit, habe ich mich tatsächlich noch nie gefragt.

Lilly: Ich auch nicht. Ich finde es einfach nur schön. Und ich glaube, Gott findet es auch schön.

Karl: Ganz bestimmt. Er hat ja schließlich den Schnee erfunden.

Pauli: Das war eine schöne Erfindung. Vor wenigen Tagen sah die Welt noch so trostlos, dunkel und leer aus und jetzt glänzt alles in einem wunderschönen Weiß. Sogar die kahlen Bäume tragen jetzt wieder ein Kleid.

Lilly: Das stimmt. Mit Schnee sieht alles viel freundlicher, heller und sauberer aus.

Karl: Da fällt mir etwas ein, was ich mal zum Schnee gelesen habe. Es steht in der Bibel.

Pauli: In der Bibel? Steht da auch drin, warum es schneit?

Karl: Das denke ich nicht, aber es steht auf jeden Fall ein Vergleich mit Schnee in der Bibel.

Lilly: Was für ein Vergleich denn?

Karl: Im Propheten Jesaja sagt Gott seinem Volk, was sie alles falsch gemacht und wo sie gegen ihn gesündigt haben. Die Bibel vergleicht die Sünde häufig auch mit Schmutz. Aber Gott sagt ihnen auch, dass er ihnen alle Sünden vergeben möchte. Und das vergleicht er tatsächlich mit Schnee. Er sagt, dass er alle ihre schmutzigen Sünden so weiß wie den Schnee machen möchte.

Pauli: Das ist aber ein schöner Vergleich.

Lilly: Und auch sehr passend. So wie der Schnee den ganzen Schmutz der Erde und der kahlen Bäume bedeckt, sodass alles schön und sauber aussieht, genauso möchte Gott auch unsere Sünden bedecken, dass wir wieder schön und sauber aussehen.

Karl: Genau. Und das schöne ist, dass er die Sünden nicht nur bedeckt, sondern vergibt. Denn in der Natur kommt der Schmutz irgendwann wieder zum Vorschein, wenn der Schnee anfängt zu schmelzen. Aber die Sünde, die Gott uns vergeben hat, kommt nie wieder zum Vorschein.

Pauli: Das ist aber schön!

Lilly: Ja. Noch viel schöner als der Schnee!

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