Autor: Noch zwei Wochen, dann war Weihnachten. Langsam mussten sich unsere drei kleinen Freunde beeilen, wenn sie die Krippenfigur noch vor Weihnachten finden wollten. Aber sie hatten ja ihren Plan, um alles gründlich zu durchsuchen. Heute war der kleine Wachturm an der Reihe. Flink liefen sie über den Innenhof von Burg Semmelstädt. Durch eine kleine Spalte in der Turmmauer gelangten sie in den dunklen Wachraum. Nur durch kleine Schießscharten fiel ein wenig Licht herein, und ließ die zarten Spinnenweben silbrig glitzern.
Pauli: Hui, ist das dunkel hier.
Lilly: Und staubig. Hier scheint schon lange niemand mehr gewesen zu sein.
Karl: Es war ja auch schon lange kein Angriff mehr. In Friedenszeiten braucht man den Wachturm nicht.
Pauli: Dann bin ich aber froh, dass es hier so staubig ist. Das bedeutet ja, dass wir schon lange Frieden haben.
Karl: Gut geschlussfolgert, Pauli.
Lilly: Wofür ist so ein Wachturm denn da?
Karl: Zum Beschützen der Burg. Von oben aus kann man die Feinde schon von Weitem sehen. Und durch die Schießscharten kann man auf die Feinde schießen, ohne von ihnen getroffen zu werden.
Pauli: Womit denn?
Karl: Zum Beispiel mit Pfeil und Bogen, oder mit der großen Kanone dort.
Autor: Karl August Baltasar zeigte auf ein großes, eisernes Rohr, auf einem alten Holzgestell, das von zahlreichen Spinnennetzen und einer dicken Staubschicht bedeckt war.
Lilly: Und was ist in den Schränken dort an der Wand?
Karl: Mmh, ich denke da müsste Munition drinnen sein. Aber wir können ja vorsichtig in ein Astloch lugen, um sicher zu gehen, dass nicht unsere Krippenfigur hier ist.
Autor: Vorsichtig kletterte Lilly an dem Schrank hoch und spähte in das dunkle Innere. Doch es war mal wieder Fehlalarm. Inzwischen betrachtete Pauli neugierig einen dicken Eisenring, der an einer Holzplatte auf dem Boden befestigt war.
Pauli: Karl August Baltasar, sieh mal was ich hier entdeckt habe. Weißt du, was das ist?
Karl: Lass mal sehen. Ich glaube, das ist eine Bodenluke. Mit dem Ring können die Menschen die schwere Holzplatte hochheben. Und darunter ist eine Leiter, die in einen Kellerraum führt.
Lilly: Und wofür ist der Raum da?
Karl: Ich denke, das ist ein Vorratsraum, wo man Essen lagern kann, falls die Burg für eine längere Zeit von Feinden belagert wird.
Lilly: Dann ist man in einer Burg ja wirklich sicher vor Feinden.
Karl: Deswegen kommen auch die Bewohner aus dem Dorf nach oben auf die Burg, wenn Angreifer näherkommen und suchen hier Schutz.
Pauli: Aber wenn die Sünde uns angreifen möchte, dann hilft auch die größte Burg nichts, oder?
Karl: Das stimmt. Das heißt – eine Burg glaube ich schon.
Lilly: Welche Burg denn?
Karl: Es gibt in der Bibel einen Vers, der heißt: „Ich sage zu dem Herrn: Meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue!“
Lilly: Was ist eine Zuflucht?
Karl: Das ist ein Ort, an dem man sich verstecken kann, wenn man vor einer Gefahr flieht – also auf der Flucht ist. Deswegen nennt man den Ort auch Zuflucht. Wenn also die Bürger aus dem Dorf Semmelstädt bei einem Angriff auf die Burg kommen, dann ist die Burg ihre Zuflucht.
Lilly: Ach so.
Pauli: Heißt das, Gott ist die Burg, in der wir sicher sind, wenn die Sünde uns angreifen will?
Karl: Genau. Wenn wir ganz nah bei Gott sind, dann ist es viel leichter gegen die Angriffe der Sünde zu siegen. Aber Gott ist nicht nur unsere Zuflucht vor der Sünde. Zu ihm dürfen und sollen wir in jeder Situation hin fliehen. Egal, ob es Gefahren oder Sorgen, Ängste oder andere Dinge sind. Bei Gott sind wir sicher, denn auf ihn können wir vertrauen.